Irgendwann im Sommer 2010 dachten Ama und ich: "Jo, machen wa' ma' bei nem' Schreibwettbewerb mit!"
Wir warteten... und warteten... Dann eines Tages; es hat geregnet; waren wir am Stall und da klingelt das Handy.
"Ja, hier ist so und so, du bist 5. Platz beim Gladbecker blablabla.."
Also dann: Die Nummer 5!
Im Reich der Phantasie
Wenn der Regen fällt
Langsam zogen sich die Wolken aneinander, ein leises Grollen überflog das Land. Der Wind sauste in das Zimmer von Akio Lestin und ihre langen Haare wurden durcheinander geweht. Sie hatte sich über eine Zeichnung gebeugt und schreckte nun jäh auf, als sie den kühlen Windstoß in ihrem Nacken spürte.
„Verdammt!“, murmelte das Mädchen. Mit schnellen Schritten ging sie zum Fenster hinüber, denn es fing an, ins Zimmer zu regnen. Akio sah auf die Felder hinab, die durch den Regen kaum zu erkennen waren. Sie lehnte sich an den Fensterrahmen. So wie oft schon in den letzten Tagen, stellte sie sich vor, mit einem Einhorn über die Wiesen zu galoppieren.
„Akio, du weißt doch, dass es so was nicht gibt…“ Ein leiser Seufzer entfuhr ihr. Gedanken verloren starrte sie in den nah gelegenen Wald, der bloß an seinen grünen Tannen zu erkennen war. Langsam schloss das Mädchen die Augen. Als sie sie wieder öffnete, war sie umringt von hohen Bäumen. Ein heller, bläulicher Strahl ging von ihnen aus. Ein kleines „Wow!“ kam aus Akios Mund, als sie sich um sich selbst drehte und den Wald betrachtete. Nach einiger Zeit blieb sie schließlich stehen. In der Ferne nahm sie Rauch und kleine, Pilzartige Häuschen war.
„Herzlich Willkommen! Ich hoffe, Ihr werdet Euren Aufenthalt genießen!“ Ein Kobold verbeugte sich vor Akio und wies auf ein Pilzhaus, das ein riesiges, hölzernes Schild, auf dem „Zu den acht Federn“ stand, an sich hängen hatte. Akio bedankte sich und schob dann die schwere Tür, die ebenfalls aus Holz bestand, auf. Drinnen herrschte ein lustiges und aus gelassenes Treiben. Viele Kobolde saßen an den Tresen, tranken silberne Flüssigkeiten und lachten ausgiebig. Mit einem lauten tock knallten die Billardkugeln gegen einander. Etwas schüchternd trat Akio an ein kleines Pult, wo ein etwas pummeliger Zwerg in einem Buch vertieft war.
„Entschuldigung…“ Der Zwerg sah auf. „Ich wollte fragen, was hier für eine Währung gilt…“ „Gold und Silber“, antwortete der andere knapp und sah wieder in sein Buch. Ein Piff übertonte das Gelächter und Akio drehte sich zu einer der Billardtische um. Auf einer der Queue gestützt, stand ein gut aussehender, braunhaariger Elf. Seine Augen schimmerten genauso grün wie seine Kleidung. Er lehnte den Stock gegen den Tisch und kam auf Akio zu.
„Mein Name ist Clyde. Und… Wie ich sehe, gehörst du nicht hier her?“, meinte er mit einem spöttischen Unterton, das Grinsen war bezaubernd schön. Das Mädchen zog eine Augenbraue in die Höhe und nickte dann. „Anakin, ein Zimmer für die junge Dame bitte!“ Der Zwerg zog eine Schublade heraus und nach einiger Zeit brachte er einen Schlüssel zum Vorschein. Clyde nahm das kleine, silberne Ding, gab es Akio und warf einen kleinen Beutel auf den Tisch. Der kleine Zwerg verbeugte sich mit einem Lächeln.
„Wenn ich bitten darf, dass du mit mir kommst…“
Die klare Abendluft peitschte in Akios Gesicht, als Clyde und sie über ein kleines, eingezäuntes Gelände streiften.
„Siehst du dahinten?“ , flüsterte der Elf plötzlich. Er zeigte auf einen weißen Schein, am Ende des Gelände, der sich zwischendurch mal etwas bewegte.
„Lex, mein Junge! Komm her und begrüß uns doch!“ Der Kopf flog in die Höhe und mit rasender Geschwindigkeit kam der Schein auf die beiden zu. Kurz vor ihnen stoppte es. Akio verschlug es den Atmen. Ein wundervolles Einhorn sah sie mit seinen eisblauen Augen vertrauensvoll an. „Es wundert mich, dass du mich nicht schon früher bemerkt hast…“ Clyde strich über den weiß-grauen Schopf und musterte schließlich den Mensch neben ihn.
„Willst du mal drauf?“ Noch ehe sie etwas sagen konnte, hob er sie auf den Rücken und gab dem Einhorn einen Klaps auf die Kruppe. Lex stieg ein Stück und galoppierte dann los. Akio kam es vor, als würde sie träumen. Die langen Sprünge ließen sie schweben. So, wie sie es sich schon immer vorgestellt hatte. Nach einer schönen Runde um das Feld kamen die beiden schließlich wieder bei Clyde an.
„Ich kenne Lex, seit er ein Fohlen war“, meinte dieser nachdenklich und strich dem Einhorn über den Hals.
„Komm, ich bring dich zurück um Haus…“
Die Nacht brach herein. Ein kleiner Vogel begann zu singen.
„Werden wir uns denn wieder sehen?“, fragte Akio hoffnungsvoll.
„Wenn der Regen fällt…“, war Clydes schlichte Antwort.
Jäh öffnete Akio ihre Augen. Wassertropfen fielen von ihren kurzen Pony auf ihre Nase und sie lehnte an ihren Fensterrahmen. Sie sah an sich herab. Ihr komplettes T-Shirt und ihre Hose waren vollkommen durchnässt. Das Mädchen griff in ihre Hosentasche und zog den kleinen Schlüssel von der Gaststätte „Zu den acht Federn“ heraus.
„Wenn der Regen fällt… Clyde…“, sagte sie und sah lächelnd zu dem Regenbogen hinauf.
(c) Deady